"Arbeit fühlt sich für mich ganz anders an."
"Arbeit fühlt sich für mich ganz anders an."
Der österreichische Künstler BOICUT lebt und arbeitet in Wien. Seine Werke sind abstrakt, impulsiv, bunt und ziemlich toll. Für Bene hat BOICUT eine ganz spezielle PIXEL Edition bemalt – mit Farben, Formen und Linien, die alle irgendwie mit Ideen, Büro und Arbeitsleben zu tun haben.
Ganz gerade war der Weg nicht. Es gibt ja Leute, die von Kindheit an zeichnen. Bei mir war es eher so, dass ich früher viel gezeichnet habe, aber dann andere Dinge wichtiger geworden sind, die erste Freundin, Skaten. Danach habe ich in Wien studiert und in einem Call Center gearbeitet. Erst später habe ich dann Grafikdesign studiert. In meiner Diplomarbeit ging es um das Thema „Der Künstler als Marke“, da habe ich dann auch BOICUT erfunden.
Zuerst habe ich vor allem kleinere Auftragsarbeiten gemacht und in einer Agentur gearbeitet. Das hieß dann auch oft um 5 Uhr früh aufstehen, ein paar Stunden an meinen eigenen Projekten zeichnen und dann in die Agentur. Schon während der Zeit habe ich meine erste Ausstellung in London gehabt, dann eine Auftragsarbeit für Converse, und am letzten Tag in der Agentur kam ein Auftrag vom Kaufhaus Steffl – der erste größere Job unter dem Namen BOICUT.
Ich hörte oft, dass selbständig werden schwierig ist – gerade als Künstler – und dass man das nicht machen soll. Die Eltern sagen dann, das sei zu unsicher. Aber wenn man dahinter ist und Spaß dran hat, dann haut das schon irgendwie hin, und bis heute hat sich das bewahrheitet.
Für mich macht es keinen großen Unterschied, ob ich etwas für mich selbst male oder für einen Auftraggeber. Als BOICUT ist es mir wichtig, nur mehr die Dinge zu machen, die wirklich Spaß machen, seien es Ausstellungen oder Arbeiten für andere. Bei Auftragsarbeiten habe ich die Erfahrung gemacht, je weniger Feedback ich bekomme, je weniger der Auftraggeber sich einmischt, desto besser werden auch die Arbeiten. Im Normalfall ist es so, dass ich aus allen Arbeiten, egal ob kommerziell oder frei, etwas für das nächste Projekt mitnehmen kann. So passiert es oft, dass eines das andere befruchtet.
In meiner Zeit als Grafik Designer war es oft so, dass eine gute Idee oft vom Kunden zu Tode „gefeedbackt“ wurde. Als Künstler war mir von Anfang an wichtig, dass ich die Freiheit behalte, meine Ideen umzusetzen. Würde ich auf jedes – positive wie negative – Feedback hören, würden meine Sachen heute nicht so aussehen, wie sie es tun.
Generell nehme ich nur kundenbezogene Aufträge an, wenn ich mich mit dem Produkt bzw. der Brand identifizieren kann. Und dann baue ich automatisch Formen ein, inspiriert vom jeweiligen Auftrag, was ich als angenehme Challenge betrachte.
Also ich kenne klassische Büros schon aus meiner eigenen Erfahrung. Ich habe früher in Büros gearbeitet, im Call Center, in einer Agentur. Für meine Arbeit als Künstler ist halt mein Atelier perfekt. Es ist flexibel, ich kann sitzen, stehen, mich frei bewegen. Die Unsicherheit, die die Selbstständigkeit mit sich bringt, nehme ich für die Freiheiten, die ich gleichzeitig habe, gerne in Kauf.
Aber ich würde jetzt nicht sagen, dass das die einzige Möglichkeit ist, gut zu arbeiten. Ich finde, so lange es einen glücklich macht, passt das.
Ich kenne auch Leute, die sagen, dass ihnen meine Art zu Arbeiten gar nicht gefallen würde. Und ich habe ja auch viel ausprobiert. Es ist wichtig zu schauen, was zu einem passt.
Bei mir gibt es das nicht, dass ich auf die Uhr schaue und mich frage, was ich noch machen soll, damit die Zeit vergeht. Arbeit fühlt sich für mich halt ganz anders an. Ich komme auch am Wochenende oft ins Studio, weil ich vielleicht eine Idee hab, wo ich nicht auf Montag warten kann und ich mir in diesem Moment nichts Schöneres vorstellen kann, als zu malen. Dafür hole ich dann zum Beispiel am Donnerstag meinen Sonntag nach. Ab und zu ist es schon wichtig, zu Faulenzen und dabei neue Energie zu tanken. Die schönste Tätigkeit kann mühsam werden, wenn man es überreizt.
Ich glaube es ist die Freiheit, das zu tun, was ich mir vorstelle. Alles andere, Farben, Pinsel, Materialien, kann man ersetzen.
Wie kommst du zu deinen Ideen? Gibt es Orte, Dinge, Menschen, die dich besonders inspirieren?
Prinzipiell gibt es glaube ich nicht nur den einen Weg oder Prozess zu einer Idee. Es gibt schon Dinge, die mich inspirieren – das sind die Menschen, die um mich herum sind, aber auch Alltagsobjekte. Andere bemerken die Schönheit in einem banalen Gegenstand vielleicht gar nicht, aber ich kann irgendetwas für meine Arbeit daraus aufnehmen. Ich führe auch so eine Art visuelles Tagebuch, wo ich Eindrücke und Fotos sammle.
Ganz generell war skateboarden und als ich dann nach Wien kam der urbane Raum und dessen Vielfalt immer schon eine gute Inspirationsquelle bzw. haben mich diese Sachen stark geprägt. Ein weiterer wichtiger Aspekt in meinem Leben generell, aber auch bei meiner Arbeit als Künstler ist, verspielt und unvoreingenommen an Dinge heranzugehen.
Du hast ja ziemlich viel Zeit mit PIXEL verbracht. Was hat dich an der Kooperation mit Bene interessiert? Und wie sehr sind dir die kleinen Boxen ans Herz gewachsen?
Die Arbeit an PIXEL hat echt Spaß gemacht, die Ideen kamen auch relativ schnell. Was mir von Anfang an gefallen hat, war das Flexible an PIXEL, du kannst Sachen bauen, etwas zerlegen, dann wieder etwas Neues machen.
Die Idee war dann, dieses Prinzip des Flexiblen auch in der Arbeit umzusetzen und nicht ein großes Bild zu machen, sondern das Gesamte als Artwork zu sehen, wo die einzelnen Seiten der Box für sich alleine funktionieren, aber auch in unterschiedlichen Kombinationen. Jeder kann sein eigenes Ding zusammenstellen – es gibt keine richtige oder falsche Konstellation, sondern es ist veränderbar und interaktiv. Das war das Grundkonzept, und darauf aufbauend habe ich dann jede Seite einzeln bemalt.
Ich wollte eine Mischung aus persönlichen, für meine Arbeit typischen Formen, abstrakten und figuralen Dingen machen, die alle irgendwie einen Bezug zu Bene, zum Thema Büro oder Startup haben. Zum Teil wurde das dann in der Umsetzung ziemlich abstrakt, aber wenn man genau hinsieht, kann man einzelne Formen erkennen, zum Beispiel eine Büroklammer, einen Drehstuhl etc.
Wenn ich an Raum denke, fällt mir als erstes gleich Freiraum ein. Als Künstler gefällt es mir, auf den Raum einzugehen, den man zur Verfügung hat. Ich hatte letztes Jahr eine Ausstellung in der Karlsplatz Passage im Red Carpet Showroom. Zur Vorbereitung habe ich die Leute beobachtet, die dort von einer Station zur nächsten rennen, um es in die U-Bahn zu schaffen. Irgendwie fiel mir auf, dass man dort gar keine Möglichkeit hat, zu entspannen. Und gerade Entspannung ist sehr wichtig, um auf neue Ideen zu kommen. Für mich heißt Entspannung unter anderem, irgendwo zu liegen und in die Wolken zu schauen. Im Untergrund hat man diese Möglichkeit nicht. Ich dachte dann, dass ich den Leuten gerne diese Möglichkeit geben würde.
Daher habe ich dann eine Installation zu dem Thema gemacht: „Don’t forget to look at the clouds“ – mit Wolken, einer Sonne, wie draußen. Das sollte die Leute dazu bringen, kurz innezuhalten, in die Wolken zu schauen, zu entspannen. Ich habe dann wieder beobachtet, wie sich die Leute verhalten, wie sie stehengeblieben sind um kurz in den Himmel zu schauen. Das hat mir gefallen, diesen Raum verändern zu können.
Vielen Dank für das Gespräch!