Die Kunst des Bogenschießens.
Copyright: Elfie Semotan
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Interview mit EOOS
Die Kunst des Bogenschießens.
Die drei Designer Martin Bergmann, Gernot Bohmann und Harald Gründl arbeiten seit 1995 im Kollektiv. Für Bene beantworten sie Fragen zu der von ihnen konzipierten Designlinie FILO. Und erklären, wie die Kunst des Bogenschießens zu innovativen Möbeln inspiriert.
Das „Geweih“ aus Aluminium-Druckguss, dessen Arme sich in Schienen an der Unterseite der durchgehenden Tischfläche verzweigen, ermöglicht eine minimalistische Struktur, eine sehr große Tragweite und die maximale Beinfreiheit.
Die Armlehne des Stuhls funktioniert wie ein gespannter Bogen. An jener Stelle, an der sie am dünnsten ist, federt sie, und dadurch öffnet sich der Winkel zwischen Sitz und Rückenlehne. Es gibt keine Mechanik, die zu der Bewegung führt, die Armlehne selbst wird zur Mechanik.
Mike Keilhauer sprach von einem Stuhl für Konzentration und was das bedeuten könnte. Daraufhin haben wir nach Konzentrationsritualen gesucht und sie beim Bogenschießen gefunden. Wir haben dann einen japanischen Bogenschützen eingeladen, um uns die Kunst des Kyudo auf dem Dach unseres Ateliers vorführen zu lassen. Die Art der Atmung, die Technik der Konzentration und die Einheit aus Mensch und Objekt begeisterte uns. Im Moment des Schusses war uns die Idee für diesen Stuhl klar.
Sehr wichtig. Der Tisch soll auf den ersten Blick selbstverständlich sein und in erster Linie Ruhe vermitteln. Es geht uns, poetisch gesprochen, ums „Durchatmen“. Die Dichte des Entwurfs erschließt sich erst im zweiten Blick.
Man kann auf dem Stuhl nicht still sitzen, er pulsiert wie der Bogen des Schützen. Wie der Bogen seinem Schützen folgt, folgt der Stuhl dem Menschen. Dieses Micromovement bedeutet für uns Konzentration.
„Never let the blood show“ von Charles Eames. Egal, wie viel Aufwand und Zeit hinter einer Designentwicklung stecken, alles sollte so selbstverständlich wirken, als ob es in einem Tag entstanden wäre.
Mit Orientierung. Eine Art, uns zu orientieren, ist für uns die „poetische Analyse“, die Suche nach Bildern und Ritualen. Wir bauen uns eine Art Gravitationssystem, um nicht im unendlichen Raum der Beliebigkeit verloren zu gehen.
Design heißt immer Zusammenarbeit. Aber an unserer Arbeit zu dritt schätzen wir im Speziellen, dass das Ergebnis immer mehr ist, als einer denken konnte. Die Ideen beginnen ihr eigenes Leben zu führen, man muss ihnen nur mehr folgen.
Mit unseren Kunden und unserem Team. Wir arbeiten ausschließlich mit Menschen, die uns sympathisch sind. Stimmt die Kommunikation, ergibt sich der Rest von selbst.
Wir arbeiten am liebsten in den Entwicklungsabteilungen unserer Kunden, egal, wo sich diese auch immer auf der Welt befinden. Der gemeinsame Glaube an etwas Großes, die Begeisterung und das gebündelte unglaubliche Wissen erzeugen kreative Momente, die man immer wieder aufs Neue erleben möchte.
Vielen Dank für das Gespräch!
Copyright Foto: Elfie Semotan