Designer Christian Horner
Designer Christian Horner
Ein attraktiver und inspirierender Arbeitsort wirkt sich auf die Zufriedenheit und Leistung der Mitarbeitenden aus. Christian Horner ist Produktdesigner bei Bene und befasst sich mit der Gestaltung solcher Räumlichkeiten.
Trotz definierter Prozesse sind die Strukturen im Unternehmen durchlässig und flexibel genug, um auch jederzeit spontan Produktideen einbringen zu können. Basis dafür ist die Designkultur und das Verständnis, dass Kreativprozesse nicht immer linear verlaufen. Designentscheidungen werden informell und meist im Team getroffen und anschließend schnell in 1:1-Prototypen umgesetzt. Wenn nötig, werden ganze Raumsettings aufgebaut. Auch exemplarische Raumplanungen sind ein wichtiges Mittel zur Validierung neuer Konzepte.
Der Schwerpunkt meiner Arbeit als Produktdesigner für Bene ist es, die Konzepte, die intern im Research-Prozess erarbeitet werden, aufzugreifen und in konkrete Möbelideen für den Arbeitsplatz umzusetzen. Auch wenn ich dabei immer wieder allein und konzentriert mit Stift, Laptop oder an Modellen arbeite, so stehe ich doch im ständigen Austausch, stelle meine Ideen zur Diskussion und suche mir Expertisen aus verschiedensten Bereichen.
Der Zugang über den Grundriss ist bei der Gestaltung von Büromöbeln grundsätzlich wichtig, da Verkehrswege, Durchgänge und mehrseitige Nutzung einen starken Einfluss haben. Andererseits muss man aus Gründen der Nachhaltigkeit und Materialeffizienz auch sehr stark auf der Bauteilebene denken. Beispielsweise stand bei der Entwicklung der CASUAL Sitzbank-Familie die Analyse des späteren Produktionsprozesses von Anfang an im Fokus.
Das Möbel wurde sozusagen von innen heraus entwickelt: ein möglichst einfacher Polsterkörper aus Schnittschaum, der leicht angepasst und verändert werden kann, ein Verschnitt-optimierter Polsterbezug mit wenig Nähten und ein simples zerlegbares Stahlgestell, das so gestaltet ist, dass viele gleiche Bauteile in der gesamten Produktfamilie zum Einsatz kommen. Gleichzeitig habe ich im Entwurfsprozess immer wieder verschiedene Sitzkonfigurationen erstellt und in typische Bürolayouts eingefügt, um ihre Plausibilität zu hinterfragen. Von Anfang an gab es die Idee der drei unterschiedlichen Sitzhöhen. Sie reflektieren einerseits ein vielfältigeres agileres Arbeiten und bieten andererseits unterschiedliche Raumperspektiven. Ein Aspekt, der durch die großen offenen Bürolandschaften an Bedeutung gewonnen hat. Schließlich wurde die Familie noch um eine formal nahezu identische Outdoorvariante für ein noch breiteres Anwendungsspektrum erweitert.
Wie auch andere meiner Entwürfe ist CASUAL ein Möbelsystem mit ausgeprägt modularem Charakter. Modularität ist in meinen Augen generell das zentrale Thema in der Arbeitswelt, und das unter mehreren Gesichtspunkten: im Sinne von Austauschbarkeit der Komponenten und damit ihrer Langlebigkeit, aber auch im Sinne von Flexibilität und Vielseitigkeit in der Nutzung. Außerdem können modulare Möbel die Kreativität im Unternehmen fördern. Sie lassen Spielraum und Interpretation zu. Für viele Menschen haftet dem Begriff Modul etwas Technisches an. Das ist meiner Meinung nach aber eher eine Frage der Gestaltung.
Generell sind unsere Büros in den letzten Jahren immer wohnlicher, bunter und individueller geworden. Eine logische Reaktion auf graue Bürowelten der Vergangenheit. Auch aus der Erfahrung mit dem Home-Office wollten wir etwas mit ins Büro nehmen. Aber das Büro sollte kein allzu perfekt durchgeplanter, überinszenierter Ort werden.
Für mich ist ein Büromöbel ein sympathisches Werkzeug. Funktional und vielseitig verwendbar, aber auch komfortabel und ergonomisch. Natürlich soll es den Menschen auch emotional ansprechen, aber die Assoziationen und Bilder sollten doch ihrer tatsächlichen Nutzung entsprechen. Ein starkes Bild für mich bei der Ideenfindung für CASUAL war beispielsweise die Parkbank. Gerade in der Zeit, als wir alle zu Hause gearbeitet haben, ein wichtiger Treffpunkt im Freien. Mir hat gefallen, wie sich Menschen zufällig oder verabredet sehr ungezwungen getroffen haben und wie viele unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten diese simplen robusten Möbel bieten.
Ich bin immer auf der Suche nach der einfachen Lösung, die trotzdem unserem Bedürfnis nach Komfort und Ästhetik gerecht wird. Natürlich ist die Arbeitswelt komplex, normiert und technisch, aber niemand sollte das spüren müssen. Darin sehe ich meine Aufgabe als Gestalter.
Fotocredit: Bene GmbH
Text erschienen in Architektur Aktuell Ausgabe: Büro + Objekt 12.2023